Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Ascanio Marso über Bruder Klaus
und Konrad Scheuber
  
Quelle Nr. 254

  

  
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Zeit: um 1558
  
Herkunft: Parma, Archivo di Stato: Discorso de i Sguizzeri, Urschrift von Ascanio Maso, fol. LIVr–LVr. Erstmals hrsg. von Leonhard Haas in: Quellen zur Schweizer Geschichte N. F. III. Abt. Bd. VII, Basel 1956 (S. 75f.). Versch. Abschriften, die beste im spanischen Kronarchiv im Schloss Simancas bei Valladolid.
  
Kommentar: Von Rupert Amschwand: «Ascanio Marso, geboren um 1500 in Bologna als Sohn eines in spanischen Diensten stehenden Beamten, trat in den Dienst des spanischen Gouverneurs in Mailand. 1555–1558 war er mailändischer Botschafter bei den Eidgenossen, nachdem er schon seit 1548 in der Schweiz für Mailand tätig gewesen war. Sein Todesjahr ist nicht bekannt (weiteres siehe im Artikel von Leonhard Haas). Als Frucht seiner über die Schweiz gewonnenen Kenntnisse entstand für die Mailänder Staatskanzlei der «Discorso de i Sguizzeri», der um 1558 abgeschlossen wurde. In den Ausführungen über Unterwalden findet sich die zitierte Stelle.
  
Ascanio Marso ist nicht der erste Mailänder Diplomat, der dem Genius Bruder Klausens begegnete. Zu Lebzeiten des Einsiedlers, im Jahre 1483, war Bernardino Imperiali im Auftrag des Herzogs von Mailand in einer diplomatischen Angelegenheit in den Ranft gegangen [Quelle 033 – sowie Besuch weiterer Gesandter im Jahre 1487, Quelle 045]. Als Marso in die Schweiz kam, war der Ruf des Wundermannes vom Ranft - der Friedensstifter schien bereits vergessen [gerade im Hinblick auf Mailand, zu Lebzeiten des Eremiten herrschte dort allerdings die Familie Visconti-Sforza, später wurde das Herzogtum Mailand besetzt durch die Franzosen und schliesslich durch die spanischen Habsburger] – in beiden konfessionellen Lagern immer noch lebendig. Der Besuch Marsos beim Bruder-Klausen-Enkel [Konrad Scheuber, Eremit in der Bettelrüti am Wellenberg, bei Altsellen, Nidwalden] in der Bettelrüti oberhalb Wolfenschiessen und das Gesprächsthema über das aktive und kontemplative Leben lassen den Diplomaten als einen religiös interessierten Mann erkennen.»
  
Zu Konrads Scheubers Mutter Dorothea siehe auch in der Quelle «Verbindungen zu Altsellen» (Quelle 080).
  
Ascanio Marso kannte zweifellos die «Legende» von Hans Salat (Quelle 233), aus der er auch die wichtigen Einzelheiten über Bruder Klaus entnimmt, so vor allem die Information, Bruder Klaus habe die Glaubensspaltung vorausgesagt. Die angebliche Voraussage über seinen Enkel Konrad Scheuber ist nirgends in einer anderen Quelle festgehalten.
  
Der letzte Satz mit «false opinione» (irrige Ansichten) bezieht sich wahrscheinlich auf den Wiedertäufer Jakob Mahler, der 1552 in Luzern gefangen worden war, wobei sich das Gerücht verbreitete, dass Scheuber seine Ansichten teile. Die Nidwaldner Regierung intervenierte in Luzern, so dass die Angelegenheit untersucht wurde und sich dabei herausstellte, dass Mahler nichts Derartiges gesagt hatte (vgl. Akten im Staatsarchiv Luzern).
  
Referenz: Rupert Amschwand, Ergänzungsband, 59–61

  

   Im oberen Tal, nahe bei einem Flüsschen mit Namen Melch, lebte an einem rauhen und unwirtlichen Ort ein Einsiedler, der Nikolaus hiess und im Jahre 1488 starb. Sein Leben ist von glaubwürdigen Menschen [Wölflin, Rhaetus und bes. Salat, Quelle 233] beschrieben worden. Sie erzählen, er habe 21 Jahre lang ohne Speise und Trank gelebt. Der Ort, wo er weilte, ist ein kleiner Raum aus Brettern, der kaum zwei Personen fassen könnte. Das Kissen, auf dem sein Haupt ruhte, wenn er schlief, war ein grosser Stein. Der Ort beweist, dass er ein abgetötetes Leben führte. Viele Dinge, die er vorhersagte, sind nachher eingetroffen, besonders die Religionsspaltung unter diesen Völkerschaften. Er sagte auch noch, kurze Zeit nach seinem Tode käme einer aus seiner Familie, der die Eitelkeit der Welt verlassen werde, um in der Einsamkeit Gott, dem Hochgebenedeiten, zu dienen [gemeint ist Konrad Scheuber, um 1481–1159, der Enkel von Bruder Klaus, Sohn der Tochter Dorothea, Eremit in der Bettelrüti am Wellenberg, Nidwalden]. Dies ist eingetreten, als auf einer anderen Seite desselben Tales, nicht weniger rauh, heute einer aus der gleichen Familie ein Einsiedlerleben zu führen begonnen hat. Er hatte nicht nur in seiner Heimat alle vornehmsten Ehrenstellen inne, sondern auch bei der ganzen Eidge nossenschaft. Und wer ihn besucht und sein beschauliches und tätiges Leben bedenkt, dem erscheint er von vielem Geist entzündet und vom Feuer der göttlichen Liebe entflammt. Daher geniesst er auch grosse Verehrung nicht nur bei den Katholiken, sondern auch bei den andern, die ihn oft auf die Seite ihrer irrigen Ansichten ziehen wollten.
    
  
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