Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Verbindungen zu Altsellen
  
Quelle Nr. 080

  

  
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Zeit: um 1482/83 und später
  
Herkunft: a und b) Kapell-Lade Altsellen, Rodel aller Stifter und Wohltäter (Kopie aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts); – c) Kapell-Lade Altsellen, Kopie auf Pergament (lateinische Originale nicht vorhanden). – d) Jahrzeitbuch Engelberg von Pater Kaspar Gross, cod. 11 (Nekrolog 1491) der Stiftsbibliothek Engelberg*
  
Kommentar: Altsellen bei Wolfenschiessen im Engelbergertal war die Heimat der Mutter von Bruder Klaus und dann auch seiner beiden Töchter Dorothea und Verena, die in dortige Familien einheirateten. Im Zusammenhang mit der Kapelle St. Joder in Altsellen sind zwei Dokumente wichtig. Im Stifterverzeichnis erscheint Bruder Klaus als Spender eines Messgewandes, in gleicher Weise auch sein gleichnamiger Sohn, Pfarrer in Sachseln. Kurz vorher erhält Bruder Klaus von der Stadt Freiburg als Ehrengeschenk, einen Ballen weissen und einen Ballen kostbaren «grauen» Stoff (Quelle 027). – Ferner ist hier namentlich von einer Tochter von Bruder Klaus die Rede, mit dem Namen «Verena» (vgl. auch Quelle 050). Dorothea Scheuber (Schöuber) ist hingegen nicht seine Tochter – der Eintrag steht 5 Seiten (3 Blätter) weiter, genaue Zeitangaben fehlen bei allen Einträgen im Rodel –, es könnte sich um eine Tochter von Dorothea von Flüe handeln, also eine Enkelin von Bruder Klaus, oder um eine verschwägerte Person. Dorothea von Flüe, die Tochter von Bruder Klaus, war jedenfalls mit einem Scheuber verheiratet, und sie ist die Mutter von Konrad Scheuber, dem späteren Landammann von Nidwalden, der dann wiederum auch zu einem Einsiedler wurde, in der Bettelrüti bei Wolfenschiessen. Jedenfalls behielten die Frauen im Mittelalter – bis zur Französischen Revolution 1798 – nach der Eheschliessung den Familiennamen ihres Vaters. Was bei Verana von Flüe hier deutlich sichtbar ist, ist zweifellos auch bei Dorothea Scheuber der Fall.
Verena von Flüe heiratete nach ihrer Verwitwung ein zweites Mal, einen Hensli Onofrius (eigentlich ein Vorname) in Altsellen; der Name der Sippe war «am Büel» (spätere neudeutsche Form «Ambühl»). Als Autor, bzw. Überlieferer des Berichts von drei Visionen des Einsiedlers Klaus von Flüe gilt Caspar am Büel (Ambühl, vgl. Quelle 068 und Quelle 050). Es kann angenommen werden, dass dieser ein Sohn oder Stiefsohn der Verena von Flüe ist, also möglicherweise ein Enkel von Bruder Klaus.
*Zum cod. 11 der Stiftsbibliothek Engelberg (d): Vom Jahrzeitenbuch des Pater Kaspar Gross sind 47 Folien (Blätter) in 6 Lagen à 8 Folien vorhanden. Bei der Nummerierung wurde manipuliert: fol. I–XXXXV (1–45) sind römisch nummeriert, dann folgen arabisch foliert die Blätter 46 und 47, dazwischen wurde allerdings ein Blatt herausgeschnitten – gem. Mitteilung von Dr. phil. Rolf De Kegel, Stiftsarchivar Engelberg, 29. November 2007. – Was gibt es nun aber hier für einen Zusammenhang mit dem Jahr 1491?
Wenn in diesem Jahr eine Jahrzeitstiftung für Bruder Klaus und seine Ehefrau Dorothea Wyss eingetragen worden wäre, würde das bedeuten, dass Dorothea Wyss zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war – 1491 oder kurz zuvor. Es braucht jedoch keinen Fachmann um zu sehen, dass auf der besagten Seite drei verschiedene Schriftarten und Tinten zu finden sind. Gemäss neuester Berurteilung von Dr. De Kegel, des Fachmanns in Engelberg, wurde der Zusatz in schöner gotischer Schrift bezüglich Verena von Flüe und ihre Eltern später, zwischen 1494 und 1501 hinzugefügt. Intuitiv wurde bisher oft angenommen, Dorothea Wyss sei um 1500 bzw. 1501 verstorben. Der Zusatz steht zudem in einem Zwischenraum, zwischen den Zeilen von Kaspar Gross (Abbildung aus dem cod. 11 im Stiftsarchiv Engelberg).
Geburts- und Sterbejahr von Dorothea sind nicht überliefert. Oft wird für das Todesjahr 1501 angenommen. Der Zusatz in gotischer Schönschrift (in Abweichung der ersten Hand und mit anderer Tinte) im erwähnten Jahrzeitenbuch bezüglich Altsellen (Wolfenschiessen, Nidwalden) mit der Erwähnung des Rufnamens «Dorotheen» ist nicht genau datierbar. Die Quelle ist nicht erst jetzt entdeckt worden, sie wird bereits im Werk von Robert Durrer erwähnt (Seite 411 – sowie ebda Anm. 6 betr. «cognomento Weissling», Glosse nach 1600). Nach Schätzung des Stiftarchivars von Engelberg, Dr. Rolf De Kegel, ist dieser Zusatz zwischen 1494 bis ca. (um) 1501 von einer anderen Hand hinzugefügt worden. Das «ca.» ist dehnbar zu verstehen, es wäre demnach ein Zeitraum zwischen 1494 und 1502 oder gar 1503 möglich – doch sicher ist hier nichts. – Der Sohn, Magister Artium (Master of Arts) Niklaus von Flüe, Weltpriester der Diözese Konstanz, Pfarrer von Sachseln, starb am 7. Oktober 1503 (Quelle 079). Es wird immer wieder angenommen, dass Niklaus II. erst kurz nach dem Tod seiner Mutter verstarb (was auch psychologisch verständlich wäre, durch eine sehr starke Mutterbindung. Die Mutter betreute jahrelang im Pfarrhaushalt ihren Sohn, auch in mentaler Hinsicht). (Abbildung aus dem Jahrzeitenbuch).
Die Randglosse zu d): Zu «Dorotheen», Vorname der Ehefrau des Klaus von Flüe, steht am Rand die Notiz «cognomento Weissling» (Beinamen: Weissling, Durrer 411, Anm. 6). Randglossen werden immer nachträglich hinzugefügt. Doch wann später? Stunden? Tage? Monate? Jahre? Jahrzehnte? Jahrhunderte? Mit besten Erfahrungen bezüglich Handschriften kommt Durrer zur Annahme: «XVII. Jahrh.» (ebenda), also nach 1600. Dass die Randnotiz von einer fremden Hand stammt, steht ausser Zweifel. Möchte man einen exakteren Zeitraum herausfinden, müsste man eine materialtechnische Analyse der Tinte vornehmen. Der Nachnahme wird demnach wohl frühestens um 1528 durch den Berner Chronisten Valerius Anshelm schriftlich fassbar gemacht (Quelle 229).
  
Referenz: Robert Durrer, Quellenwerk, 216–217, 28 (und ebda Anm. 11) sowie 411

  

   a)
[Die Einweihung der Kapelle erfolgte am 12. November 1482]
[fol 5b] Item, Bruder Klaus hat gestiftet: ein messachel [Messgewand]
  
b)
[ohne Zeitangaben]
[fol 5] Item, der ehrwürdige, wohlgelehrte und geistliche Herr Magister Nikolaus von Flüe (Sohn des seligen Bruder Klaus), Kirchherr von Sachseln hat gespendet: ein Messgewand
[fol 5b] Item, Verena von Flüe am Englerts [Weiler von Altsellen], Tochter von Bruder Klaus hat gespendet: ein Pfund.
[fol 8a] Dorothea Scheuber [Enkelin von Bruder Klaus? jedenfalls nicht die Tochter, diese hiess: Dorothea von Flüe] hat gespendet: einen Gulden.
     
c)
[12. Dezember 1482]
Wir Daniel, von Gottes und des apostolischen Gnaden [Titular-]Bischof von Belinas [Syrien], Professor der Heiligen Schrift sowie in Christus [General-]Vikar und Statthalter [und Weihbischof] des Vaters und Herrn Otto, Bischof von Konstanz, erkläre hiermit: Im Jahre tausendvierhundertachzig und zwei, am 12. Tag des Wintermonats [Dezember] in Altsellen im Bistum Konstanz mit bischöflichen Ehren und Würden die Kapelle samt Altar konsekriert und geweiht zu haben, zu Ehren von Sankt Joder [= St. Theodul], der ein Bischof im Wallis war, ferner [zu Ehren] von Maria, der Mutter Gottes, Sankt und Urs und Gefährten, die heiligen Märtyrer Cosmas und Damian, des heiligen Bekenners Leonhard, Sankt Wendelins und aller Heiligen. Und hiermit wird angeordnet, dass die Weihe der genannten Kapelle alljährlich am Sonntag vor [der Geburt des] Johannes der Täufer als Feiertag gehalten werden soll. Ferner erhalten alle christgläubigen Menschen, welche die genannte Kapelle und den Altar an den Festtagen zur Andacht aufsuchen, den im hernach folgenden Brief des eben genannten hochwürdigen Fürsten und Herr Otto, Bischof von Konstanz in besonderer Weise verliehenen und gewährten [Ablass] etc. Zur wahren Urkunde haben wir diesen gegenwärtigen Brief angefertigt und mit unserem bischöflichen Siegel ausstatten lassen.
  
[27. Tag im Mai, anno 1483]
Wir Otto, von Gottes und des apostolischen Gnaden, Bischof von Konstanz [... verleihen ...] der Kapelle zu St. Joder in Altsellen, welche geweiht wurde zu Ehren und mit einem Altar des heiligen Bischofs St. Joder, der ein Bischof im Wallis war, sowie auch der heiligen Jungfrau Maria, St. Urs und Gefährten, der heiligen Märtyrer Kosmas und Damian, des heiligen Bekenners Leonhard, sowie St. Wendolin und aller Heiligen [...] an den vier Hochfesten, auch an allen Marienfesten, an den Apostelfesttagen, am alten Weihefesttag der Kapelle, ebenso an den Tagen ehemaliger Patrone der Kapelle und der oben genannten Heiligen, sowie der Tage von St. Laurentius, heiligen Jungfrauen: St. Katharina, St. Cäcilia, St. Barbara, St. Dorothea, St. Margaretha und der heiligen Maria Magdalena, der hl. Elisabeth, sowie an allen Sonntagen und hohen Feiertagen [...] vierzig Tage für kriminalistische Sünden an gesetzter Strafe in Gott dem Herrn gnädig zu erlassen [...] Gegeben in unserem Haus in Konstanz, am 26. Mai, gezählt von der heilsamen Geburt unseres Herrn Jesus Christus, vierzehnhundert achzig und nachgezählt, im dritten Jahr [1483], erste römische Zinsperiode
  
Dies alles wurde von mir, Johann Stulz, Ritter und ehemaliger Landschreiber, auf Verlangen von Vetter Pelagius Christen, zur Zeit Kapellvogt, aus dem lateinischen Original in getreuer und bester Form in Deutsche übertragen, am 27. Dezember, anno 1592..
     
d)
[1491]
5. Mai: Item, Brůder Claus von Flů und Dorothea seine Ehewirtin [Ehefrau] waren jetzt Vater und Mutter der Hausfrau [Ehefrau, Verena von Flüe] des Hensli Onofrius [am Büel], des zweiten Ehemannes und Vaters dreier Kinder etc.
    
  
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