Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Die Schlacht bei Marignano
  
Quelle Nr. 215

  

  
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Zeit: 14. September 1515
  
Herkunft: Handschrift des Scheurlschen Archivs in Nürnberg, Cod. C, Bl. 340, Hschr. in Berlin Bibl. Msc. germ. 718, Bl. 56 sowie weitere Abschriften – Druck: Liliencron, die hist. Volkslieder der Deutschen III., Leipzig 1867, S. 176
  
Kommentar: Der lange schwelende Konflikt zwischen Mailand und Frankreich (Kommentare zur Quelle 028 und Quelle 045) endete am 14. September (Festtag Kreuz Erhöhung) 1515 mit der Niederlage Mailands. Weil auf der Seite Franklreichs Söldner aus den Reihen der Eidgenossen kämpften und auf der Seite Mailands sowie des Papstes offizielle eidgenössische Truppen, war dieses Ereignis für die Schweiz eine wahre Katastrophe. Dieses «Übel» hatte aber seine Wurzeln noch zu Lebzeiten von Bruder Klaus, wo der Eremit sich von beiden Parteien als Werkzeug des Friedens einspannen liess, dann aber liessen sich die Schweizer als Werkzeuge des Krieges einspannen – das ist der grosse Unterschied. Der Konflikt ging zudem quer durch die Reihen der Eidgenossen: die Städte Bern, Luzern und Solothurn waren zunächst dem König von Frankreich sehr zugeneigt; anders aber die Länder Uri, Schwyz, Unterwalden und Glarus, ebenso Zürich, sie standen mehrheitlich auf der Seite Mailands, nicht zuletzt auch wegen des regen Handels mit Oberitalien.
  
Papst Julius II. (1503–13), alias Giuliano della Rovere, war während des Pontifikats seines Onkels, Sixtus IV., der französischen Seite sehr zugeneigt; er war 1471–76 Bischof von Lausanne sowie längere Zeit päpstlicher Legat in Frankreich. Er unterstützte damals Frankreich und dessen Verbündete gegen Burgund und den abgespaltenen Teil Savoyens (Jakob von Savoyen). Der Vorgänger, Alexander VI. ( Rodrigo Borgia), ernannte 1498 nicht den engen Vertrauten der Familie della Rovere und Parteigänger der Franzosen, Peter von Herstenstein (aus Buonas am Zugersee), zum Bischof von Sitten sondern Matthäus Schiner. Als nun die Franzosen in Oberitalien 1499 das Herzogtum (Stadtstaat) Mailand eroberten, kam es zur Wende in der Politik Roms und auch der Eidgenossen, hier jedoch anfänglich nicht einheitlich. «Reisläufer» (Söldner) schlossen sich beiden Seiten an. Zunächst konnte der Herzog von Mailand, Ludovico il Moro Sforza, seine Herrschaft mit Hilfe der Eidgenossen zurückerobern, doch dann kam es zum Verrat von Novarra durch die Eidgenossen, der Herzog wurde von den französischen Truppen gefangen genommen. Julius II. wurde nun aktiv und warb mit Hilfe des durch ihn zum Kardinal erhobenen Bischofs von Sitten um grössere Truppenverbände der Eidgenossen, was eine Tagsatzung zunächst ablehnte. Es gelang dem Papst jedoch 1512 die Gründung der Heiligen Liga mit Kaiser Maximilian I., dem Königreich Arragon in Spanien und der Republik Venedig. Nachdem zwei Gesandte der Eidgenossen auf französischem Gebiet ermordert wurden, schlossen sich auch diese der Allianz an. Rund 18'000 Eidgenossen zogen deshalb im Sommer 1512 im «Grossen Pavierzug» in die Lombardei und setzten im Dezember den Sohn von Ludovico Sforza, Maximilian Sforza, wieder in sein Herzogtum ein. Mailand war nun ein Protektorat der Eidgenossenschaft und musste den Schutz mit Handelsprivilegien und jährlichen Zahlungen in der Höhe von 40'000 Dukaten abgelten. Venedig verbündete sich nun plötzlich mit Frankreich. Auf Ludwig XII. folgte nun 1515 als König von Frankreich Franz I. Er bot den Eidgenossen 400'000 Kronen, wenn sie bei der erneuten Eroberung Mailands still halten würden. Diese lehnten das Ansinnen jedoch ab. Frankreich griff mit 55'000 Mann an, die Tagsatzung konnte bloss 15'000 Kämpfer entgegen halten. Zunächst kam es zum Waffenstillstand, da Franz I. den Eidgenossen 1 Million Kronen bot, als Gegenleistung wurde der Truppenabzug gefordert sowie die Aufgabe des Protektorats über Mailand sowie Aufgabe einiger Gebiete im Tessin. Daraufhin zogen die Truppen aus Bern, Solothurn, Freiburg und Biel ab, da sie für die Annahme der französischen Vorschläge waren. Die Mehrzahl der eidgenössischen Truppen erkannte aber den Vertrag von Gallarate nicht an und besetzte Mailand. Franz I. bezog daraufhin ein Heerlager vor den Toren Mailands. Am 13. September begann nun die Schlacht bei Marignano, sie endete am 14. (Kreuz Erhöhung) mit der Niederlage der Mailänder Koalition. Weil die Eidgenossen das Söldnerwesen nicht unter Kontrolle bringen konnten, war nicht zu verhindern, dass sehr viele Söldner aus der Schweiz auf der Seite Frankreichs gegen die offiziellen eidgenössischen Truppen kämpften, welche schliesslich geschlagen wurden. Die Mehrzahl der 12'000 Gefallenen waren Eidgenossen. – Bei der Haltung des Papstes spielte zweifellos auch die Familienpolitik eine Rolle: Ein Cousin, Girolamo Riario, heiratete bereits 1477 Caterina Szorza, Tochter des Mailänder Herzogs, Galeazzo Maria Sforza.
  
Die Nachfolger von Julius II., die Päpste aus dem Hause Medici, Leo X. und Clemens VII., schwenkten wieder zur anderen Seite über, sie unterstützten die Politik Frankreichs und der protestantischen Fürsten in Deutschland gegen Karl V. (König Karl I. von Spanien) und die Heilige Liga. Vorher unterstütze der Papst sogar die Pläne, wodurch Franz I. von Frankreich (verheiratet mit Katharina de Medici) 1519 hätte Kaiser werden sollen. Die Feindschaft spitzte sich zu, noch nicht vom Papst zum Kaiser ernannt, zogen die Landsknechte des Königs des Heiligen Römischen Reiches, Karl V., 1527 in Rom ein und plünderten die Stadt – «Sacco di Roma». Der Papst konnte unter dem Schutz der Schweizergarde in die Engelsburg flüchten, musste aber bald darauf Karl V. zum Kaiser krönen.
  
1515 in der Schlacht bei Marignano war in der kaiserlich-päpstlichen Armee als Feldgeistlicher der Glarner Truppen auch der spätere Reformator Huldrych (Ulrich) Zwingli mit dabei, allerdings selber als Krieger bewaffnet. Später wird er in Erinnerung an das Desaster, wo reguläre Truppen (gemäss Beschluss der eidgenössischen Tagsatzung) auf der einen und irreguläre eidgenössische Söldner auf der anderen Seite kämpften und starben, das Reislaufen (Söldnerwesen) als unmoralisch verwerfen. 1519 übernahm er in Zürich am Grossmünster das Amt eines Leutpriester. Die Stadt Zürich war nun gegen das Söldnerwesen, sandte aber 1525 (die Reformation begann in Zürich 1520) als Alliierte Frankreichs sowie des Papstes (Clemens VII.) ohne Zustimmung der eidgenössischen Tagsatzung Truppen in die Lombardei und gingen als Verlierer in der Schlacht bei Pavia hervor, sie erlebten ein weiteres Desaster – König Franz I. wurde gefangengenommen. Auf Seite der Franzosen kämpften zudem auch Söldner anderer eidgenössischer Orte. Die Kaiserlichen siegten deutlich. Deren Landsknechte sangen darauf ein Spottlied gegen die Eidgenossen (Quelle 225). – Allein die Ereingisse in den zehn Jahren nach 1515 zeigen, dass von einer Neutralität der Eidgenossen nach «Marignano» nicht die Rede sein kann.
  
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 615

  

   Ein lied von der Schweizern niderlag bei Mailand uf des heiligen Creuz tag
  
(In des ritters weis, das sich anhebt: Nu erst so wol wir loben Maria die raine maid.)
Wernd ir daheimen pliben,
bei kinden und bei wiben,
hetten die küe austriben,
ziger und anken gmacht,
wer nutzer, als ich acht!
Also hat man glert reisen
euch knaben in frembde land,
das clagen witwen und weisen,
es hat warlich kein bstand;
bruder Claus in seim leben,
hat euch den rat nit geben,
gefolgt hett ir im eben,
ir werent nit so weit
gezogen in fremde streit !
    
  
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