Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Luzern sendet mehrmals Boten
  
Quelle Nr. 013

  

  
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Zeit: Januar/Februar 1478
  
Herkunft: Luzerner Umgeldbuch post Nativitatis 1478, Staatsarchiv Luzern
  
Kommentar: Im Ausgabenbuch der Stadt Luzern sind bereits vor 1481 Einträge über Löhne an Gesandte, bzw. Boten (Läufer) vorhanden, welche Nachrichten zu und von Bruder Klaus tragen sollten. Auch oder gerade als Einsiedler wird Bruder Klaus politisch relevant. Es geht hier um die Streitigkeiten in Bezug auf das Burgrecht (Sonderabkommen zwischen den Städten Zürich, Bern und Luzern mit Freiburg und Solothurn, vgl. die Luzerner Chronik von Diepold Schilling, Quelle 208). Hier liegt nun das erste Dokument vor, wie der Eremit von einer Regierung um Rat gefragt wird, auch wenn dem Wortlaut nach nichts bekannt ist. Weitere Einträge in diesem Ausgabebuch zum gleichen Zweck folgen 1481/82 (Quelle 019). Wie konnte nun plötzlich auf der Seite Luzerns ein so grosses Interesse bestehen, Bruder Klaus als Berater einzuschalten? Hatte ihnen ein anderer eidgenössischer Politiker, der den Eremiten gut kannte, den entscheidenden Anstoss dazu geben können?
  
In der Tagsatzung vom 19. Dezember 1477 legten die Länderorte einen Protest gegen das Burgrecht der Städte Bern, Zürich und Luzern vor. Am 28. Januar 1478 sollte dann in der Tagsatzung in Zürich weiter über den Protest verhandelt werden; es wurde jedoch vereinbart, dass die Waldstätteorte, Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern sich am 15. Februar in Bern mit dem dortigen Rat zu weiteren Verhandlungen treffen sollten, um den Streit zu schlichten. Der herausragende Politiker in Bern war zu dieser Zeit Adrian von Bubenberg, die Integrationsfigur der Eidgenossen schlechthin, ein Meiter der Deeskalation – ab Ostern 1478 ist er dann wieder Schultheiss. War er es, der den Eremiten im Ranft, Bruder Klaus, in den Tagsatzungen als Vermittler vorschlug, nachdem er selbst mehrmals im Ranft war und mit Bruder Klaus über die weniger friedliche Lage in der Eidgenossenschaft sprach? In Luzern war zu der Zeit der politische Leader Kaspar von Hertenstein (Schlossherr auf Buonas am Zugersee), ein echter «Falke», vor der Schlacht bei Murten zusammen mit Hans Waldmann zum Ritter des Königs von Frankreich geschlagen und zugleich mit einer lebenslangen Pension ausgestattet. [Streit um das Burgrecht, Politik für den Frieden, Friedenspolitik].
  
1478 ereignete sich Wochen später auch der Amstalden-Handel (Quelle 014), der den Zwist zwischen Luzern und Unterwalden noch verschärfte, aber nicht nur das, durch eine unter Foltern erzwungene falsche Aussage wurde Adrian von Bubenberg in dieser Sache schwer und zu Unrecht belastet. Offensichtlich wollte sein politischer Kontrahend in Luzern, Kaspar von Hertenstein, ihn gezielt diffamieren. So manövrierte der Luzerner Ritter die Stadt immer mehr in die Isolation, was allein schon zu einer Aufweichung des Burgrechts führte. Bern hielt sich sich aber trotz gestörtem Verhöltnis noch bis zum 22. Dezember 1481 – Stanser Verkommnis (Link: • Stanser Verkommnis – Tagsatzung im Dezember 1481) – an den Pakt mit Luzern, kippte dann aber wegen höherer Interessen das Burgrecht.
  
Die Tagsatzung in Zürich am 28. Januar 1478 war vor allem eine internationale Friedenskonferenz, an welcher die in die Burgunderkriege involvierten Fürstenhäuser Delegationen entsandten. Die Eidgenossen gaben darauf die eroberten Gebiete zurück: die Freigrafschaft Burgund* erhielt Maria, die Tochter Karls des Kühnen, zurück, das Waadtland ging zurück an Savoyen – es handelte sich vorwiegend um Gebiete, welche sich Jakob von Savoyen ohne Einverständnis seiner Familie (der 13-jährige Herzog Philibert I. von Savoyen und dessen Mutter Jolanthe von Valois, Schwester von König Ludwig XI. und Regentin von Savoyen) widerrechtlich aneignete, und wegen seiner Dienste als General im burgundischen Heer (4. Korps) alle savoyischen Lehen verlor. Jakobs Macht- und Territorialstreben war für Bern einer der Auslöser für die Burgunderkriege. Der Herzog von Lothringen hatte bereits sein altes Gebiet zurückerhalten. Das Elsass (Sundgau) und der Breisgau (ebennoch an Karl den Kühnen verpfändet) konnte wieder durch den Erzherzog Sigmund von Österreich in Besitz genommen werden. Die ehedem mit Bern und Solothurn verbündete elsässische Stadt Mülhausen blieb jedoch exemptes Territorium. Die niederländischen Herzogtümer und Grafschaften erhielt ebenfalls Maria von Burgund. Alle diese Beschlüsse kamen unter Mitwirkung Adrians von Bubenberg zustande, der an der Tagsatzung eine moderierende Rolle innehatte. Er war hier der eigentliche Friedenstifter, mit einem völlig uneigennützigen Verhalten, das ihn und seinen Schwager nicht aus der hohen Verschuldung herausführte. – Obwohl keine schriftlichen Aufzeichnungen oder Hinweise vorliegen, kann davon ausgegangen werden, dass der Ritter und Ratsherr aus Bern mehrmals im Ranft bei Bruder Klaus war und mit ihm jeweils die politische Lage besprochen hatte.
* Die Freigrafschaft Burgund wurde im Herbst 1474 von Andreas Roll von Bonstetten, Schwager Adrians von Bubenberg, mit einer 4000 Mann starken Truppe besetzt. Andreas von Bonstetten war Bürger Berns und zugleich Vasall des Herzogs Sigmund von Österreich. Er handelte mit seiner militärischen Expedition im Auftrag seines Lehensherrn, der wiederum nahe an der Insolvenz bis dato den geschuldeten Kostenaufwand von 32’000 Gulden nicht erstatten konnte. Dessen Vetter, Kaiser Friedrich III., war zudem damals und später gegen eine Erstattung der Kriegskosten, ebenso sein Sohn Maximilian, dem die ganze Herrschaft Sigmunds 1490 übergeben wurde.
  
Wenn Regierungen der Städte für diverse Aufgaben Boten sandte oder Ratsherren aus Kreisen der Zünfte hierfür selbst auf die Reise gingen, wurde jeweils aus der Stadtkasse ein Entgelt entrichtet, welches immer peinlich genau notiert wurde. Diese Notizen sind zweifellos für die Nachwelt historisch hilfreich. Ganz anders verhält es sich aber, wenn Ratsherren aus Patrizierkreisen verschiedene Missionen selbst erfüllten – meist in Begleitung mindestens eines Knechtes –, dann fehlen hierfür Einträge in den Ausgabebüchern (Umgeldbücher). Bei Adrian von Bubenberg finden wir diesen uneigennützigen Gemeinsinn besonders ausgeprägt, weswegen uns einige historische Hinweise bezüglich seiner vielen diplomatischen Reisen fehlen. Diese lobenswerte Uneigennützigkeit und Grosszügigkeit hatte allerdings eine negative Kehrseite: Dem Berner Ritter und Ratsherrn ging immer wieder das Geld aus; als er starb, war er hochverschuldet. Hauptursache für die Verschuldung und einer weiter reichenden Finanzkrise im Reich war jedoch die Insolvenz des Erzherzogs Sigmund von Österreich, der als Lehensherr die Schulden für Kriegsaufwendungen dem Schwager Bubenbergs, Andreas Roll von Bonstetten, nicht begleichen konnte.
  
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 75

  

   Samstag nach dem zwölften Tag (9. Januar). Item 7 Pfund, 8 Schilling, 8 Heller für Tanmann, [Botschaft] zu Bruder Klaus.
  
Samstag vor Maria Lichtmess (31. Januar). Item 8 Pfund an Petter von Meggen und Petter Tanmann, Zehrung und Lohn für den Gang in den Ranft zu Bruder Klaus.
  
Samstag nach der alten Fastnacht (14. Februar). Item 5 Pfund, 6 Schilling an den Säckelmeister (Kassenführer) [Peter von Meggen] als er bei Bruder Klaus und in Uri, Schwyz wowie in Zug gewesen war.
    
  
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