Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Die Lehre des Eremiten
  
Quelle Nr. 011

  

  
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Zeit: um 1475
  
Herkunft: Diktum «proder Klas spricht» Bayerische Staatsbibliothek – aufgeschrieben von einem unbekannten Pilger aus Schwaben
  
Kommentar: Der Lehrspruch, den ein unbekannter Pilger aus Schwaben um 1475 aufgeschrieben hat, dürfte zuverlässig ein Stück des Innenlebens von Bruder Klaus wiedergeben. Wenn er vom Zelt Gottes spricht, meint er damit genau jenen Tabernakel in der Brunnenvision (Seite 204), der er ja selber ist, beziehungsweise jeder Mensch sein kann. Der Tabernakel ist das Herz oder die Seele, sie ist der Tempel, die heilige Stätte Gottes, die «Hauskirche».
     Sterben und neu leben, das ist schlichtweg der Inhalt der christlichen Lehre. Jesus lehrt im Beispiel vom Weizenkorn (Joh 12,24), auf sich selber und auf alle Menschen bezogen, das Sterben und die Neugeburt, hinein in ein völlig anderes, nicht mehr den irdischen Dingen verhaftetes Leben. Sobald der Mensch beginnt, sich vom unnötigen Ballast zu lösen, wird dies ihm zur gegebener Zeit die Geburt erleichtern und die Wehen mildern. – Loslassen, entbunden werden, geboren werden: Ein passendes Gleichnis hierfür ist auch die Metamorphose des Schmetterlings,wenn sich die Raupe in der Hülle der Verpuppung völlig auflöst und dann das gleiche Wesen, völlig neugestaltet, aus der «provisorischen» Hülle geboren wird.
     Der Lehrspruch kann auch als Auslegung des sechsten Kapitels des Römerbriefs verstanden werden. «Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.» (Röm 6,4) Und: «Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden.» (Röm 6,6–8)
     Das Absterben meint nicht einfach das Aufgeben von liebgewordenen «Dingen». Denn das Wort «ding» wurde im Mittelalter fast durchwegs gebraucht im Zusammenhang mit dem Reden über das Gericht, über Rechtstreitigkeiten, ein «ding» ist ein Fall, ein Prozeßverfahren. Der Lehrspruch meint darum besonders, der Mensch soll alles aufgeben und fortan meiden, was ihn in Streitereien und Klagen (auch Selbstanklagen) verwickelt, damit in ihm der Friede wachsen kann wie ein Baum. Liebreiche Religiosität ist manchmal nicht anders als logisch.
  
Referenz: Rupert Amschwand, Ergänzungsband, 7

  

   Bruder Klaus spricht:
  
Wir sollen Gott so sehr lieben, dass wir seinetwegen alle Sünden lassen. Wer die Sünde aufgibt, der entgeht dem Gericht. Das zweite ist, allen [irdischen] Dingen abzusterben und einfach nur zu leben. Wer allezeit in sich selber stirbt, der hat [darin] einen neuen Anfang seines Lebens. Gott spricht: «Wer mich sieht, der stirbt sich selber und lebt für mich.» Die Stätte Gottes und sein Zelt, das ist die liebende Seele.
    
  
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Letzte Dateiänderung: 04.09.2009 13:19:06