Holzschnitt 1510
    
Niklaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Eine Kritik in Liedform
  
Quelle Nr. 212

  

  
Zeit: um 1513
  
Herkunft: Gedruckt in zürich bei Rudolph Herrliberger, Formschneider, vier Blätter, Stadtbibliothek Zürich – Weitere Drucke: Augustin Friess 1540-50 in Zürich, Siegfried Apiarius 1563 in Bern, Samuel Apiarius 1579 in Basel. Das Titelbild der Berner Ausgabe von Siegried Apiarius ist unten abgebildet.
  
Kommentar: Das Lied bezieht sich auf die politische Lage um 1513. Bruder Klaus gab seinerzeit den Eidgenossen viele gute Ratschläge. Aber sie hielten sich wenig danach. Besonder kritisiert wird die Reisläuferei. Wenn die Eidgenossen auf allen Schlachtfeldern Europas für fremde Herren als Söldner dienen, bringt ihnen dies am Ende wenig ein, ja schlimmer noch, es könnte daraus eine Katastrophe entstehen: Nur um Ruhm und Reichtum zu ernten, würde sich ein solches Verhalten letztlich nicht lohnen. Die Fürsten würden die Lage nur ausnützen, vorher und nachher; zudem würden diese die Bauern ohnehin nicht ernst nehmen. Das Schlimmste ist jedoch die Zerstrittenheit unter den Mitgliedern des Bundes, die nicht zuletzt gerade wegen der ungeordneten Aussenpolitik immer stärker wurde.
  
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 601–603

  

   Ein hüpsch lied von bruoder Clausen.
  
Im thon: Wiewol ich bin ein alter grys etc.Holzschnitt
  
In Gottes nammen heb ich an
so ich mich underwunden han,
ein nüwes lied zu singen.
Christe durch dinen bittern tod,
du uns behuot vor aller not
so mag uns nit misslingen.
  
Ich bitt üch all gar tugentlich
ir woellindl mercken flyssigklich
an mich kein zorn nit haben.
Dis lied dicht ich uss schlechtem muot
von mengem edlen fürsten guot
und ouch von Schwytzer knaben.
  
Zum ersten sond ir wol verstan,
wie bruder Klous der saelig mann,
wonhafft in Underwalden,
gab den Eydgnossen mengen guotten radt,
den morgen und den abend spat,
den jungen als den alten.
  
Er sprach: ich bitt üch allesampt,
kriegend nit verr in fromde land,
blybend by wyb und kinden,
so man üch überfallen wil,
so luogend trüwlich in das spil
und land üch dapffer finden.
  
Er gab uns vil der guotten leer.
Daran denckt man gar wenig mer,
dunckt mich by unserm kriegen;
Wir luogend nun umb wyte nast,
ein yeder herr dunckt uns der best,
on faedren wend wir fliegen.
  
Ouch wirt sin red yetz gantz verschetzt
unnd ouch gantz hinder die thür gesetzt,
das soend ir mercken eben,
das schafft allein das gold und gelt,
das yetz die fursten in der welt,
den grossen Hansen gebend.
  
Der eigennutz hat grossen gwalt,
hat gewurtzt under jung und alt,
und thuot sich taeglich meren,
der ein der hat vom keiser sold,
der ander vom Frantzosen gold,
der dritt hat sunst ein herren.
  
Ein fürst sitzt hie der ander dort,
und gend uns vil der guoten wort,
ouch kronen und ducaten,
des roten gold gend sy uns vil,
wenn wir nit luogend in das spil,
wirt es uns zletst verratten.
  
Soelch zwytracht ist in unserm land,
das nie kein muotter kind erkannt,
als yetzund ist vorhanden,
dz schafft allein das schnoede guot,
das uns wirdt gschickt uss falschem muot,
us menges fürsten lande.
  
So han ich offt unnd dick gehoert,
wie zwytracht hab mengs rych zerstort,
kan aber keins nit machen,
wo uns das ouch beschehen sott,
darvor uns behht der ewig gott,
d' fürsten wurdend durch d' finger lachen.
  
Sy wurdend denn gmeingklich jehen,
den buren ist gar recht beschehen,
us uns sind sy geblendet
mit gold und gelt ouch gschrifft und list,
sy hand bdacht zuo keiner frist,
das wir sy gartend zuo schenden.
  
Damit hat dises lied ein end.
Gott unnser aller kummer wend,
yetz und zuo allen zitten,
Und bhuot uns gott vor falschem radt,
es syg recht ouch frb oder spat,
darumb wend wir in bitten.
  
Der uns das liedly nüw gesang,
ein fryer eydgnoss ist er genannt
er hats gar wol gesungen.
Gott bhuot allen eydgnossen ire eer,
das bitt ich dich himmlischer herr,
bhuot uns vor falschen zungen.
    
  
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