Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Baumgarten der frommen Herzen
  
Quelle Nr. 057

  

  
Zeit: 1491
  
Herkunft: München, Bayerische Staatsbibliothek, Hs. Cgm 400 von 1491, fol. 131r-133v (Text in ostschwäbischer Mundart)
  
Kommentar: In einer 1491 handschriftlich festgehaltenen Episode im Büchlein «Gaistlicher hertzen Bomgart» wird Bruder Klaus als gutes Beispiel einem ruhmsüchtigen Mönch gegenübergestellt. Die Lebensweise des Eremiten liegt ganz auf der Linie eines alten, in der Erzählung vorgezeigten Erbauungsbuches mit dem Titel «Der Taler». Quintessenz des guten Weges: der Mensch muss nach innen gehen, und von dort führt ihn der Weg nach oben, alles was ihn daran hindert, soll er meiden.
  
Referenz: Rupert Amschwand, Ergänzungsband, 25-26

  

   Was ich noch weiter gesehen habe an Anstössigem
  
Es hatte sich zu einer Zeit gefügt, dass geistliche und weltliche Leute zusammen in einen Garten geladen wurden [zu einer Grill-Party?]. Sie sprachen auch über Gott. Nun begann ein Mönch, sich selbst und seine Predigt zu rühmen. Alles, was er tat, dünkte ihn sehr fein und wohlgeraten. Aber nicht so fein an ihm war, dass er nicht in einem Kloster lebte. Vielmehr sass er auf einer Pfarrei in einem Dorf und erhielt dafür wohl fünfzig Gulden als Lohn. Nur deswegen hielt man viel von ihm, weil er seine Predigt und sich selbst derart lobte, nämlich mit den Worten, er würde die Welt verachten und alle Ehre, sogar Weihbischof wolle er lieber nicht werden. Er hätte auch Frauen zu betreuen, aber diese beachtete er kaum. So lobte er mit vielen Worten nur sich selbst. Da hielten die guten Leute inne und lobten Bruder Klaus, der in der Schweiz ohne menschliche Speise lebt, sie meinten, er könne sich keineswegs mit ihm vergleichen und sein Leben gegen das von Bruder Klaus abwägen. Dies wendeten die vornehmen und bescheidenen Leute ein und sprachen dann noch von einem Buch, das heisst «Der Taler». Er fragte, ob es denn wirklich ein gutes Buch sei, er wolle das doch einmal sehen. Als man es ihm brachte und er es ansah, meinte er, das Buch sei doch ganz in seinem Sinn geschrieben, und er fühle sich darin noch mehr gelobt und geehrt. Aber das Buch hat mit ihm gar nichts zu tun. Es sagt wohl, wie man derartige Dinge verschmähen und verachten solle und wie man durch den inneren Menschen zum oberen Menschen gelangen kann, man solle ganz aus dem Geist leben, in völliger Loslösung von allen Annehmlichkeiten. Das verstand er jedoch nicht und wandte sich darum dem bescheidensten unter den Anwesenden zu. Diesem redete er geschickt und in vielen Worten zu. Als der Mönch jedoch merkte, dass er mit Hilfe des Buches und vor den guten einfältigen Leute seinen Ruhm nicht vermehren konnte, da warf er das Buch weit von sich weg auf die Erde, schaute die bescheidenen Leute an und beschimpfte sie obendrein noch. Die meisten der Menschen waren nun aber so einfältig, dass sie meinten, er habe eigentlich recht, obwohl er doch eitel war und nur die Laster und keine Tugend vorlebte, so dass sie am Ende das gute Buch, Bruder Klaus und alle anderen guten Menschen verachteten und für schlecht hielten. Die aber nie ein Laster lebten, sondern immer nur die Tugend und ach, allein die reine Wahrheit, die müssten ja jetzt rot werden.
    
  
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Bruder Klaus · Niklaus von Flüe · Flüeli-Ranft · Schweiz
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